Wandelkonzert
Künstler*innen
- camerata freden – Festivalensemble
- James Gilchrist – Tenor
- Adrian Adlam – Violine
- Tim Crawford – Violine
- Emma Wernig – Viola
- Tim Posner – Violoncello
- Huw Watkins – Klavier
Programm
Samuel Barber – Zwei Hermit Lieder
Julian Marshall – Kolmar Art
Huw Watkins – „Prayer“ für Klavier solo
Huw Watkins – Drei Auden Lieder
Ralph Vaughan Williams – Zwei Hymnen für Tenor, Bratsche und Klavier
—
Joseph Haydn – „Sieben letzte Worte unseres Erlösers am Kreuze“ für Streichquartett (Kirche St. Georg)
Anschließend Grillfete vor der Zehntscheune!
Details
Von der Scheune in die Kirche!
Lyrik irischer Mönche in der Zehntscheune zu Beginn! Alte Texte einer anonymen Sammlung – durch die Übersetzung großer Dichter schon zeitlos geworden, hebt die Musik von Samuel Barber dann jedes Alter auf. Es sind Beobachtungen gläubiger Menschen in der Natur, Erlebnisse mit ihr, es sind großen Gedanken im Kleinen.
Julian Marshalls Vertonungen von Gedichten der Gertrude Kolmar – knapp 20 Jahre alt – sind musikalische Poesie – lebendige Lyrik im tiefsten Dunkel geschrieben von einer Autorin, die in Auschwitz ermordet wurde – auf diese Texte ist Mashall zufällig gestoßen, ihre poetische Wucht hat ihn sogleich fasziniert.
Huw Watkins – Waliser – ist ein fleißiger Komponist – Jahrgang 1976. Sein ‚Prayer for piano‘ ist dem Pianisten Lars Vogt gewidmet, den Watkins überaus verehrte. Watkins Vertonungen von Texten des bekennenden Christen Wasten Hugh Auden sind Lieder, die die Herkunft des Komponisten in sich tragen, es sind ‚Waliser Lieder‘ – natürlich und geheimnisvoll – Watkins hat sie 2008 für Mark Padmore komponiert.
Auch die ‚Lieder‘ von Ralph Vaughan Williams gehen auf ältere Texte zurück, auf Dichtungen des 17. und 18. Jahrhunderts, Vaughan Williams hat sie als Hymnen angelegt und der Tenorstimme eine Bratsche zur Seite gestellt. Religiöse Stimmungen im Dialogisieren von Stimme und Instrumenten, Mystik und Pastorale mit gelegentlichen Ausbrüchen der ‚bekennenden‘ Stimme.
Dann pilgern wir in die Kirche St. Georg, lassen uns auf eine große Auseinandersetzung in der kleineren Formation ein: Joseph Haydns ‚Sieben letzte Worte des Erlösers am Kreuze‘ in der Quartettfassung ist das große Finalwerk – Musik, die faktisch 2000 Jahre Geschichte ins Heute trägt: Ein junger Mann, ein 30 Jahre alter Jude wird gefoltert, gepeinigt, ans Kreuz geschlagen – nein, es ist keine alte Geschichte. ‚Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?‘ ist der vierte Satz überschrieben, steht also als Frage mittendrin, eine Frage, für die Antwort scheint alles Irdische schlicht zu klein, sie übersteigt den menschlichen Horizont. Haydns Werk umfasst sieben langsame Sätze, Adagios, die es gehörig in sich haben – sie sind musikalische Predigt. Das Wort der Bibel wird bei Haydn zu einem Labyrinth der Stimmen und Stimmungen. Haydn mutet uns einiges zu, Klage und Seufzen überwiegen, es gibt kaum Spurenelemente einer Paradiesmusik – sieben langsame Sätze, die man als Klang-Meditation hören kann, einen für jedes der letzten Worte Jesu. Ein Gewitter am Schluss. Ein Gewitter, das als reinigendes Element steht und vielleicht ein wenig Hoffnung macht, Licht gibt und auf unendliche Schönheit verweist?

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