HOMO BULLA - Der Mensch ist eine Seifenblase
Künstler*innen
Programm
HOMO BULLA
»Der Mensch ist eine Seifenblase«
Der Geist der Zwanzigerjahre aus fünf Jahrhunderten.
A.Gryphius (1616-1664) An sich selbst
J.S. Bach (1685-1750) Largo d-moll BW 596
Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1616-1679) Die Welt
Fanny Hensel (1805-1847) Adagio E-Dur
Jonathan Swift (1667-1745) Gullivers Reisen I
Igor Strawinsky (1882-1971) Suite italienne, Introduzione (Allegro moderato)
Jonathan Swift Gullivers Reisen II
Igor Strawinsky Suite italienne, Minuetto e Finale (Moderato – Molto vivace)
Bettina von Arnim (1785-1859) Seelied
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Das Spiegelbild, Der Knabe im Moor
Adele Schopenhauer (1797-1849) Gute Nacht!
Franz Schubert (1797-1828) Rondo h-moll D 895
– PAUSE –
Béla Bartók (1881-1945) Premiere Sonate (1921) Finale – Allegro
Franz Kafka (1883-1924) Ein Hungerkünstler
Sven Ingo Koch *1974 Aus heiterstem Himmel. Ein Meladrom
Für Sprecher, Violine und Klavier, nach einem Text von Jan Wagner *1971 (Auftragswerk – Uraufführung)
Details
Wo Menschen schutzlos der (auch medialen) Präsenz tödlich endender Krankheiten, der selbst erzeugten Zerstörung natürlicher Grundlagen
durch Klimawandel, Hungerkatastrophen und Krieg ausgeliefert sind, haben sie nur zwei Möglichkeiten: zu verdrängen oder die eigene Vergänglichkeit wieder ins Bewusstsein zu rufen; Irrlauf und Vergeblichkeit des viel zu schnell verrinnenden Lebens neu zu entdecken.
Ist das richtig?
Wir tauchen ab in die Echokammern der Jahrhunderte. Wir suchen Widerhall in Musik und Literatur, suchen die Resonanz der Zeitläufte. Und welche Dekade wäre wohl ergiebiger als die, die jeweils auf den Neuanfang folgt?
Die 20er Jahre eines jeden Jahrhunderts zeigen deutlich, wohin die Reise gehen wird. Ein erster Kulminationspunkt, ein erstes Auf- ja, Überkochen der Konflikte, Hoffnungen, Katastrophen, der Ausflüchte, Erkenntnisse und Utopien.
Es sind vielleicht, im Guten wie Bösen, die fruchtbarsten Jahre.
Diejenigen, die den Kammerton für das ganze Säkulum anstimmen.
Nur variiert dieser Ton durch die Zeiten.
Ist es im Barock jene Vanitas, die es zu verstehen gilt, wird es in der Aufklärung der Mut zum Denken und damit (auch) zur Satire. In der Romantik rücken Nacht und Spiegel in den Mittelpunkt der Symbolik – das Lebensgefühl kehrt der Wissenschaft den Rücken, flieht die Welt, sucht innigste Befindlichkeit in Natur, Traum und Fantasie.
Wieder hundert Jahre später hätten die Verheerungen des ersten Weltkriegs beinahe auch jedes Adjektiv ausradiert; die Neue Sachlichkeit seziert präzise und schnörkellos eine Welt im Chaos. Der erhobene Zeigefinger jedoch, Inbegriff ihres moralischen Gebrauchswerts, wird sich nur allzubald erneut um einen Abzug legen…
Und heute?
Stehen wir wieder am Anfang?
Ist er das Ende oder wohnt ihm doch ein Zauber inne?